E-Learning hat in der Akzeptanz gerade durch Corona einen großen Schub erhalten. Die PhotoWeekly, Deutschlands schnellstes Fotomagazin, hat uns befragt, wie wir mit TutKit.com das Erfolgkonzept mit den Online-Videos gestalten und welche Erwartungen wir an die kommende Entwicklung haben. Auf Seite 23 findet ihr das Interview: https://photo-weekly.de/photoweekly-20012021/0289700001611135827
Matthias, auf Deiner Seite TutKit.com hältst Du ein umfangreiches Repertoire an Video-Tutorials Vorlagen und Presets parat. Welche Art von Inhalten wird denn von Fotografen am meisten nachgefragt?
Die Statistik zeigt, dass unsere Inhalte zu Adobe Photoshop für Fotografen die mit Abstand beliebtesten sind. Allem voran gilt das für die Video-Trainings, aber auch die Photoshop-Aktionen, mit denen beliebte Effekte mit wenigen Klicks generiert werden können, sind außerordentlich gefragt. An nächster Stelle folgen die Trainings und Presets für Lightroom. Leicht aufholen konnte in diesem Jahr die Nachfrage auf die Inhalte rund um Affinity Photo. Gerade das Flatratemodell mit dem Vollzugriff auf alle Produkte lockt unsere Fotografen und Bildbearbeiter, Inhalte über ihren eigenen Tellerrand hinaus zu entdecken.
Was verbindet Dich persönlich mit der Fotografie? Besitzt Du selbst eine Ausrüstung und wenn ja, wie sieht Deine bevorzugte Ausrüstung aus? Oder siehst Du Dich mehr als Editor und Photoshop-Künstler?
Wir haben eine (semi-) professionelle Fotoausrüstung mit einer Nikon D750, mehreren Objektiven und Dauerlichtequipment im Unternehmen, da wir unsere Mockups und auch
die Texturen für TutKit.com hauptsächlich selbst fotografieren und bearbeiten. Privat nutzte ich früher eine Nikon D200. Für meine wesentlichen privaten Zwecke reicht mir
heute – ehrlich gesagt – die Kamera von meinem Google Pixel 5 Smartphone.
Was hat Dich dazu bewogen, eine eigene Firma für digitale Fortbildung zu gründen? Was hat sich seit 2002 und PSD-Tutorials.de getan? Und wer steckt eigentlich mittlerweile alles dahinter?
Stefan, mein Bruder, Mitgeschäftsführer und Gründer von PSD-Tutorials.de, machte 2002 eine Fortbildung zum Webdesigner und kam damals in Kontakt mit Adobe Photoshop. Um die Software besser zu lernen und direkt ein Übungsprojekt zu haben, kreierte er die erste Version von PSD-Tutorials.de noch als reine HTML-Seite. Der Inhalt waren unsere ersten Tutorials. Damit setzte er den Grundstein für unser heutiges Unternehmen. Mit der Zunahme an Tutorials wurde die Website dann an ein CMS angebunden. Es bekam ein Forum und es entwickelte sich eine lebendige Community für Fotografie und Bildbearbeitung mit 45.000 Besuchern pro Tag in der Hochphase vor ca. 12 Jahren. Dann kam Facebook und YouTube und das Onlineverhalten hat sich etwas gedreht. Aber auch heute noch erreichen wir sehr viele Enthusiasten und wollen ihnen weiter ein Fachforum für kreative Themen bieten.
Es war 2006, als wir die erste Lern-DVD für Photoshop veröffentlichten. Die Nachfrage seinerzeit war enorm. Es kam dann noch eine DVD hinzu und noch eine und so weiter. Stefan arbeitete zu dieser Zeit noch in einem Sportverein in Göttingen und ich bei der Polizei als Pressesprecher hier oben in Mecklenburg-Vorpommern. In meiner Elternzeit für meinen ersten Sohn dachte ich dann intensiv darüber nach und erkannte, dass uns in PSD-Tutorials.de eine Chance lag für ein Geschäftsmodell. So machten wir uns dann 2008 beide selbstständig und versuchten unser Glück. Parallel zum Ausbau von PSD-Tutorials.de bauten wir ein sehr gutes Team und unsere eigene Agentur 4eck Media GmbH & Co. KG auf, mit der wir bis heute hier in der Region erfolgreich sind.
Mittlerweile haben wir über 800 Produkte in unserem Online-Shop und bieten mit TutKit.com den Vollzugriff auf alle Inhalte in einem Flatratemodell an.
Inwiefern hat Deine Erfahrung aus Deiner Marken-Entwicklung und dem Ausbau Deiner Web-Präsenz Einfluss auf die digitalen Kurse und umgekehrt? Finden Interessierte auch in dieser Hinsicht Kurse bei Dir?
Wir versuchen den Einstieg bei uns möglichst geringschwellig zu halten. So lassen sich bereits die meisten Trainingsinhalte in unserem kostenlosen und unverbindlichen Testzeitraum streamen. Unser Angebot an Inhalten ist parallel zu unseren eigenen Kompetenzen in unserem Wirken und Schaffen gewachsen. Während wir von den Ursprüngen her Bildbearbeiter waren, öffneten wir uns relativ schnell für Fotografie und Design. Es kamen Trainings hinzu für Webentwicklung und Officelösungen. Als wir merkten, dass unsere Kunden nicht mehr immer nach achtstündigen Trainings suchen, sondern auch gern schnelle Lösungen nachfragten, begannen wir, verstärkt unsere Inhalte in Richtung Design-Vorlagen und Mockups, Photoshop-Pinsel und Aktionen, Presets und Texturen auszubauen. Heute können wir sagen, dass die Menschen mit uns ihre digitalen Kompetenzen stärken, um die Ziele ihrer beruflichen und unternehmerischen Mission effizient zu erreichen. Nach wie vor beglücken wir den privaten Fotografen und Photoshopenthusiasten mit den Inhalten auf TutKit.com. Dennoch geht unsere eigene Positionierung in Richtung digitaler Kompetenzen für Unternehmen, die weiterhin Softwarethemen wie Photoshop und InDesign oder PowerPoint und Excel beinhaltet, aber auch Schwerpunkte setzen wird bei Kursen zum digitalen Marketing, zum Projektmanagement und zu cloudbasierten
Lösungen.
In Zeiten von Homeschooling und social distancing haben digitale Weiterbildungsmöglichkeiten enorm an Bedeutung gewonnen. Ist dieser Trend auch in Deiner Branche spürbar?
Ja, wir spüren auch mehr Nachfrage nach neuen Ansätzen und Lösungen in der Weiterbildung. So konnten wir beispielsweise bereits am Anfang der Coronapandemie eine große Berufsschule in Luxemburg als Kunden gewinnen, die für den Ausbildungszweig ihrer Mediengestalter Zugänge zu unseren Inhalten gebucht hat. Auch müssen wir unser E-Learning-Modell und den Vorteil für Firmen und Bildungseinrichtungen nicht mehr groß erklären, weil das Thema digitale Weiterbildung spätestens seit Corona in den meisten Unternehmen und Schulen auf der Agenda gelandet ist.
In welchem Bereich hast Du Dich selbst zuletzt weitergebildet?
Im Sommer 2020 übernahm ich als Lehrbeauftragter an der FH in Rostock einen Kurs über „Digitales Marketing und Kommunikation“ mit 60 Unterrichtseinheiten. Die Vorbereitung für diesen Kurs hatte ich anfangs ziemlich unterschätzt. Ich verbrachte über ein halbes Jahres meiner Feierabende und die Wochenenden damit, ein knapp 500-seitiges Skript und Dutzende Präsentationen und Lernerfolgskontrollen in Quizform für die Studierenden zu erarbeiten. Die Recherchen zu meinem Kurs waren für mich die beste Weiterbildung überhaupt. Diese Zeit gab meinem bisherigen Wissen eine Struktur und reicherte es mit so viel mehr Know-how aus Büchern, Videos und Podcasts zusätzlich noch an, wovon ich heute sehr profitiere. Permanente Weiterbildung ist einfach essentiell.
Woher beziehst Du Deine Inhalte? Und gibst Du selbst Impulse an Deine Trainer, wenn beispielsweise neue Software oder Trends auf dem Markt erscheinen?
Ein Teil unserer Presets und Design-Vorlagen wie etwa die Photoshop-Pinsel und -Aktionen, die Layout- und Präsentationstemplates oder die Handlettering-Illustrationen und Mockups erstellen wir in der Regel selbst. Bei uns im Team arbeiten sechs sehr fähige DesignerInnen. Auch einige Video-Trainings produzieren wir inhouse mit unserem Team. Darüber hinaus suchen wir permanent Leute aus der Praxis, die uns mit ihrem Know-how unterstützen können. In den letzten 10 Jahren haben wir mit über 100 Trainern und Content-Creatoren zusammengearbeitet. Und dabei geben wir auch Impulse an die Trainer, um zeitnah neue Trends auch in Form von Produkten. Unser eigener Anspruch ist es, pro Jahr mindestens 100 Neuerscheinungen auf TutKit.com und im Online-Shop von PSD-Tutorials.de zu veröffentlichen.
Wo geht der Trend hin bezüglich digitalen Lern-Inhalten?
Wir wollen mit unseren digitalen Inhalten genau die Brücke schlagen zwischen effektivem Lernen und sofortigem Anwenden. Daher setzen wir auch neben den reinen E-Learningthemen sehr stark auf Assets und Vorlagen, die unsere Kunden direkt in ihrer Software für ihre privaten oder kommerziellen Zwecke einsetzen können. Der Trend dabei wird weiter in Richtung Gamification gehen. Mit dem Relaunch im Sommer 2021 wollen wir Elemente wie Trophäen, Quizze und Fortschrittsbalken bei uns implementieren, damit unsere Kunden mehr Anreiz auf Weiterbildung spüren. Auch wird es für Kunden ein inhaltliches Onboarding nach dem Registrieren geben, damit diese ganz nach ihren Interessen sinnvoller durch passende „Playlists“ von Lerninhalten geführt werden. Spotify und Netflix machen es gut vor. Warum soll es nicht auch so bei E-Learningplattformen sein.
Hier könnt ihr euch das Interview auch als PDF speichern zusammen mit den anderen Beiträgen der PhotoWeekly: PhotoWeekly 03/2021